
KI in der Videoüberwachung 2025: Nicht ob – sondern wie viel KI
Vorab geklärt: Gibt es noch Kameras ohne KI
Ja, die gibt es vereinzelt noch. Z.B.: Die Hanwha A-Serie (Stand Oktober 2025). Diese hat zwar intelligente Regeln wie Linienüberquerung, setzt aber keine KI ein. Das ist jedoch eher ein Nachteil als ein Vorteil. Die Kamera kann ohne KI nicht unterscheiden ob es ein Schattenwurf war oder eine relevante Linienüberquerung durch einen Menschen oder ein Fahrzeug. Der Großteil der Überwachungskameras kann heutzutage zumindest Personen und Fahrzeuge von allem anderen Unterscheiden.
Was bedeuten „KI“ und „AI“ – und was heißt das für Kameras?
- AI (Artificial Intelligence) ist der englische Begriff für KI.
- KI (Künstliche Intelligenz) ist der deutsche Begriff für Systeme, die Aufgaben wie Erkennen, Zuordnen oder Vorhersagen selbstständig erledigen – z. B. Personen-, Fahrzeug- oder Kennzeichenerkennung. Im Kamerakontext meint AI/KI meist Computer Vision (Objekterkennung, Verfolgung, Attribut-Analyse sogenannte Meta-Daten ). Mit Edge-Inferenz ist gemeint, dass das das KI-Modell auf der Kamera läuft und nicht in der Cloud oder zusätzlicher Software.
In der Praxis unterscheiden sich KI-Kameras vor allem durch, was Sie alles können
- Analytik-Tiefe von „Person erkannt“ bis Extraktion von Meta Daten wie Farben, Marken, Kennzeichen, Geschlecht, Gemütszustand usw.
- Intelligente Regeln zur Alarmauslösung, Heatmap, Warteschlangenmanagment, Zählung von Personen und Fahrzeugen, Prüfung auf Entfernte Objekte, Erkennung von Geräuschpegelveränderungen, Verpixelung von Gesichtern oder Menschen, Erkennung von ausrutschenden und fallenden Personen etc.)
- KI-Modell-Klasse (klassische KI und neue KI-Modelle wie "Large-Scale“)
- KI-Rechenleistung der Kamera
- Der Gegenlichtkompensation, Low-Light, Regen, Voll- oder Teilverdeckung des Objektes
Wichtig: Bereits Einsteiger Kameras haben heute meist KI an Bord. Der Unterschied liegt zunehmend in Qualität, Bandbreite der Analysen und Rechtskonformität, nicht im Vorhandensein.

Die neuen Schwergewichte: Dahua Xinghan & Hikvision Guanlan
Dahua Xinghan – Large Scale KI-Modelle
Dahua positioniert Xinghan als „Large-Scale AI Models“ für die Video-Analyse: industrie-taugliche, vortrainierte KI-Modelle, optimiert für schwierige Szenen (weite Distanzen, kleine Objekte, Teilverdeckungen). Branchenberichte heben u. a. Transformer-basierte Architekturen hervor, die Reichweite (bis zu 50%) und Genauigkeit gegenüber älteren KI-Modellen (CNN) spürbar steigern. Die Fehlalarmqoute bei Dahua Xinghan soll bis zu 95% niedriger sein, als bei den bisherigen KI-Modellen.
Hikvision hat Guanlan Large-Scale AI Model angekündigt und verspricht ähnlich gute Werte wie bei Dahua Xinghan. Diese KI-Modelle stellen eine Neuheit dar und werden ständig weiterentwickelt, daher ist es schwierig zu sagen, welches Modell am Ende das Bessere ist. Erfahrungsgemäß ist Dahua bei Software Anwendungen besser aufgestellt.
Ein Highlight beider Large-Scale AI Modelle ist das Textbefehle (ähnlich wie bei ChatGpt) eingegeben werden können. Zum Beispiel können in der Suche mittels Textbefehl nach gelben Fahrzeugen oder nach Menschen die in der Nähe eines Autos telefonieren gesucht werden. Beide Large-Scale AI-Modelle durchsuchen dann die Aufzeichnungen mit dem eingegeben Text und liefern in Sekundenschnelle die Aufzeichnungen.
Hikvision Guanlan und Dahua Xinghan sind die Bezeichnungen des KI-Models. Hikvision bezeichnet diese neue Text Suchfunktion als Acuseek und Dahua als WizSeek.
Ein weiteres Highlight der Dahua Xingan Models ist Text-Defined Alarms. Nutzer können Alarme in einfacher Alltagssprache festlegen. Dadurch entfällt die komplexe Programmierung, was den Einstieg deutlich erleichtert und eine schnelle, flexible sowie Einrichtung ermöglicht. Der Alarm kann auf dem Dahua Wizseek-fähigen Gerät als richtig oder Fehlalarm markiert werden. Dadurch lernt die KI dazu und vermeidet zukünftig diesen Fehler. Dieses Training erfolgt auf dem lokalen NVR oder KI-Server.
State of the Art: „Wie viel KI“ ist heute sinnvoll?
Kamera Leistung (Edge) & Bildpipeline.
Neue KI-Chips kombinieren Dual-NPU (separate KI-Chips für Bildoptimierung und Analytik) mit AI-Noise-Reduction und verbessertem WDR/Low-Light, dadurch wird Bildqualität + Analytik gleichzeitig besser. (Beispiel Wisenet 9 Chip)
Analytik-Tiefe und Zuverlässigkeit
Es reicht nicht, wenn eine Kamera einfach nur „KI-fähig“ ist. Entscheidend ist, wie umfassend und zuverlässig die Analysen tatsächlich sind. Achten Sie auf:
- Erkannte Objekte und Merkmale: Personen, Fahrzeuge, Kleidung (z. B. Helm, Warnweste), Taschen, Farben oder Bewegungsrichtungen.
- Intelligente Szenenanalysen: Virtuelle Linien oder Zonen, Erkennung von Eintritt/Austritt, Herumlungern, Menschenmengen, Warteschlangen, Heatmaps oder sogar Sturz- und Unfallmeldungen.
- Leistung bei schwierigen Bedingungen: Objekte in großer Entfernung oder teilweise verdeckt. Hier zeigen moderne KI-Modelle ihre Stärken.
- Kennzeichenerkennung und Weiterverarbeitung z.B.: Blacklist und Whitelist
Praxis-Tipp:
- On-Device-Verarbeitung (Verarbeitung auf der Überwachungskamera) bevorzugen (Datensparsamkeit).
- Klare Zweckbindung, Transparenz und Löschkonzepte definieren.
- Prüfen, ob Ihre Anwendung Hochrisiko ist und ob Biometrie überhaupt zulässig ist. (Artikel 5-Verbote, enge Ausnahmen für Behörden).
„Fast keine Kameras mit KI?“ – ein Missverständnis, das Sie Geld kosten kann
Der Markt hat sich verändert. Es gibt heute kaum noch leistungsfähige Profi-Kameras ohne KI. Die Gefahr liegt anderswo: Man kauft „AI-Ready“, bekommt aber zu wenig Modell-Qualität, zu schwache KI-Chips (NPUs) oder zu wenig Reife im Zusammenspiel mit Videomanagmentsoftware oder Plattformen. Achten Sie auf realistische Demos, Benchmarks (z. B. Erkennungsdistanz, Verhalten bei teilweise verdeckten oder kurzfristig vollständig verdeckten Objekten) und Release-Notes.
Konkrete Empfehlung: So wählen Sie „die richtige Menge KI“
Use-Case und Anforderungen an die KI-Kamera definieren
Stellen Sie sich die Frage welche KI Funktion brauche ich wirklich in meinem Überwachungsszenario. So wird die Auswahl der KI-Kamera einfacher. Für die meisten Nutzer reicht die Unterscheidung von Menschen und Fahrzeugen von allem anderen. Ein Schritt weiter, wäre das Durchsuchen der Videoaufzeichnungen durch Texteingabe. Weitere KI-Funktionen wie Farben etc. sind oft nicht notwendig: Konkreter wäre die Anforderung, wenn Sie 3–5 Kriterien festlegen. Z. b. „Person 1,8 m, nachts in 30 m" Entfernung.
- Modellklasse prüfen: Brauchen Sie Transformer-Stärken (klein/weit/verdeckt)? Dann nach „Large-Scale-Ki-Modellen“-Hinweisen in den Datenblättern Ausschau halten. (z. B. Dahua Xinghan oder Hikvision Guanlan).
- Edge-Ressourcen & Bildpipeline: Dual-NPU/AI-NR (KI-Chip Leistungsfähigkeit) und belegte Performancewerte mit aktivierter KI prüfen (FPS/Auflösung).
- Datenschutz & AI-Act-Fit: Zweck, Rechtsgrundlage, Speicherfristen, Betroffenenrechte. Biometrische Funktionen nur, wenn rechtlich zulässig, nötig und sauber dokumentiert.
- Cybersecurity-Nachweise: Fragen Sie nach Zertifikaten und EN 303 645 Anlehnung ETSI
Cybersecurity als Pflichtprogramm
Nutzen Sie ETSI EN 303 645 als Sicherheitsgrundlage (Passwort-Politik, Update-Prozess, Schwachstellen-Meldung etc.) – auch wenn der Standard „Consumer IoT“ adressiert, ist er als Mindestmaß für vernetzte Geräte weit verbreitet und anschlussfähig an nationale Regelungen (z. B. UK PSTI).
Datenschutz & rechtlicher Rahmen (EU)
Mit dem EU-AI-Act werden Spielregeln klarer: Bestimmte Praktiken sind bereits seit 2. Februar 2025 verboten (z. B. Social Scoring, bestimmte Formen biometrischer Massenüberwachung). Hochrisiko-Systeme unterliegen gestaffelten Pflichten bis 2026–2027
Fazit zur KI-Videoüberwachung
KI ist in der Videoüberwachung Standard – die entscheidende Frage lautet: Wie viel KI, in welcher Qualität, wie stabil, wie sicher und wie rechtskonform? Mit neuen Modellen wie Dahua Xinghan und Hikvision Guanlan beginnt eine neue Leistungsstufe. Wer jetzt in KI-Überwachungskameras mit Large-Scale-Modellen investiert, erhält messbar bessere Ergebnisse.
Vorstellung Dahua Xinghang
Dahuas neues KI-Model besteht aus mehreren KI-Komponenten. Um z.B.: Wizseek zu nutzen, benötigen Sie einen Wizseek Fähigen NVR. Allein eine Xinghang Fähige Überwachungskamera ist nicht ausreichend.
Xinghan Vision Models
Visuelle Intelligenz für leistungsstarke Bildanalysen und tiefes Verständnis. Höhere Detektionsreichweite, KI-Regelassistent, Erkennt Tiere und kann man mehr als 10 Tierarten unterscheideen, WizTracking für eine präzisere Verfolgung von Objekten mittels PTZ Kameras, KI-gestützte WDR-Technologie (Gegenlichtkompensation) und CROWD MAP.
Xinghan Multimodal Models
Eine intelligente Fusion, die Bilder, Texte, Videos und Audio zu einem ganzheitlichen Erlebnis vereint. Während unimodale KI-Modelle nur einen Datentyp wie Text oder Bild verarbeiten können, bieten multimodale Modelle die nächste KI-Generation: Sie verknüpfen Text, Bilder und Videos gleichzeitig und liefern so ein tieferes Verständnis und leistungsstärkere Ergebnisse.
Xinghan Wizseek Suche und Alarmregeln mit Textbefehlen definieren
Dahua WizSeek ist die intelligente KI-Suchfunktion für Videoüberwachung. Mit nur wenigen Worten finden Sie sofort die relevanten Szenen, Objekte oder Personen - ganz ohne stundenlanges Durchsuchen von Aufzeichnungen. WizSeek spart Zeit, erhöht die Effizienz und macht Ihre Sicherheitslösung noch intelligenter.
Mit den Text-Defined Alarms von Dahua wird die Konfiguration von Alarmregeln so einfach wie das Schreiben eines Satzes. Statt komplexe Zonen oder Linien manuell einzeichnen zu müssen, definieren Sie Regeln in natürlicher Sprache – die KI setzt diese automatisch um.
Xinghan Language Models
Intelligente Sprachinteraktion für tiefes Verständnis, präzises Denken und natürliche Kommunikation im richtigen Kontext
