Kriminalitätsbekämpfung im öffentlichen Bereich

Videoüberwachung in öffentlichen Bereichen für mehr Sicherheit

Für die Kriminalitätsbekämpfung in Großstädten gehören Videokameras längst zum alltäglichen Bild. An zentralen Plätzen, in Bahnhöfen und öffentlichen Verkehrsmitteln, auf Parkplätzen und im Straßenverkehr sind Tausende Überwachungskameras installiert. Die Videoüberwachung im öffentlichen Raum verfolgt vorrangig zwei Ziele: Die Vorbeugung und Aufklärung von Straftaten.

Täter ermitteln

Die besten Straftaten sind die, die gar nicht erst begangen werden. Wenn es aber doch dazu gekommen ist, ist die Ermittlung der Täter das oberste Ziel der Behörden. In der teils leidenschaftlich geführten Debatte wird dieser Zweck der Videoüberwachung zu oft ausgeklammert. Dabei zeigen Fälle wie der aufgeklärte Brandanschlag auf einen Obdachlosen in Berlin, wie wichtig die Bilder aus Überwachungskameras bei der Täterermittlung sind. An Weihnachten 2016 zündelten sieben junge Männer in unmittelbarer Nähe des Mannes, der auf einer Bank in einem U-Bahnhof schlief. Dank des schnellen Eingreifens von Passanten blieb der Mann unverletzt, die Täter konnten aber flüchten. Kurz darauf veröffentlichte die Berliner Polizei das Bildmaterial aus den Überwachungskameras, auf denen die Täter gestochen scharf zu erkennen waren. Sechs der sieben Männer stellten sich freiwillig der Polizei, die siebte Person wurde einen Tag später gefasst. Das Gericht verurteilte den Haupttäter zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten.

Verwechslung ausgeschlossenVideoüberwachung in der ÖffentlichkeitVideoüberwachung in der Öffentlichkeit

Der Fall zeigt: Wer in permanenter Angst lebt, von Freunden, der Familie oder dem Arbeitsgeber auf einem Fahndungsbild erkannt zu werden, der ist viel eher bereit, sich der Polizei auszuliefern. Videoüberwachung in der ÖffentlichkeitDenn der Fahndungsdruck und nicht etwa das schlechte Gewissen trieb die Brandstifter vom U-Bahnhof zur Polizei. Dabei ist die Qualität der Fahndungsbilder entscheidend. Wenig hilfreiche, verschwommene und verpixelte Schwarz-Weiß-Bilder gehören der Vergangenheit an. Bei Vorlage von hochauflösenden Farbbildern mit mehreren Megapixeln kann sich niemand mehr auf Verwechslung rausreden. Das gilt auch für den Mann, der im Oktober 2016 eine Frau auf einer Treppe in Berlin von hinten in den Rücken trat und ihr schwere Verletzungen zufügte. Erst nach sechs erfolglosen Ermittlungswochen veröffentlichte die Polizei Bilder der Tat. Im Dezember wurde der Mann dann gefasst. Vor Gericht behauptete er zwar, er könne sich wegen Alkohol und Drogen nicht erinnern. Gestehen musste er aber, dass er die Person auf dem Überwachungsvideo ist.

Schutz der Öffentlichkeit

Für die Opfer, aber auch die Allgemeinheit ist eine erfolgreiche Strafverfolgung von enormer Bedeutung. Erhalten Täter ihre gerechte Strafe, hilft dies den Geschädigten, die traumatisierenden Erlebnisse zu verarbeiten. Es stärkt aber auch das Vertrauen der Allgemeinheit in den Rechtsstaat, wenn die heimtückischen Gewaltverbrecher gefasst werden. Nur so können weiterführende Strafzwecke erreicht werden: Für die Dauer der Haftstrafen sind Wiederholungen ausgeschlossen und Resozialisierung kann nur jemand erfahren, der auch gefasst wird. Ohne die hochauflösenden Videobilder wären weder die Brandstifter noch der Treppentreter gefasst worden – und die Öffentlichkeit wäre ein Stück weit weniger sicher. Prävention durch Überwachungskameras beginnt also schon bei der Aufklärung vergangener Straftaten, indem sie dazu beiträgt, dass aus Tätern keine Wiederholungstäter werden. Die Videoüberwachung kann zwar Polizei und Ordnungsdienste nicht ersetzen, sie ist aber eine kostengünstige Unterstützung ihrer Arbeit.

Kriminalitätsbekämpfung – Effektive Vorbeugung

Dabei sind Gewaltverbrechen noch nicht einmal derjenige Kriminalitätsbereich, in dem Überwachungskameras die beste Wirkung entfalten. Der Grund: Affekttäter, Betrunkene und unter Drogeneinfluss stehende Personen lassen sich kaum abschrecken. Hier sind die Kameras also in den meisten Fällen nicht unmittelbar präventiv und die Überwachungsvideos dienen erstrangig der Aufklärung. Studien zeigen aber, dass vor allem Diebstahl in Parkhäusern signifikant zurückgeht, wenn Überwachungskameras eingesetzt werden. Unter dem Titel „Die Wirksamkeit der Videoüberwachung“ liegt vom Deutschen Forum Kriminalprävention die Auswertung einer Metastudie vor, die genau dies zeigt.

Eine Abnahme um 44 % bei Diebstählen von Fahrzeugen und darin vorhandenen Gegenständen ließ sich eindeutig auf Videokameras zurückführen, kombiniert mit Hinweisschildern und besserer Beleuchtung. Auch diese Zahlen sind nachvollziehbar: Die Gefahr der zeitnahen Entdeckung und späteren Bestrafung ist für Täter bei kameraüberwachten Objekten viel größer als bei Parkhäusern ohne diesen Schutz. Anders als die Affekttäter planen Autoknacker ihre Raubzüge, sie handeln rational und wählen ihre Ziele sorgfältig aus.

Kriminalitätsraten senkenKriminalitätsbekämfung mit VideoüberwachungKriminalitätsbekämfung mit Videoüberwachung

Insgesamt, so die Studie, sinkt die Kriminalität bei Einsatz von Videokameras um 21 %. In Stadtzentren und U-Bahnen sei bei Gewaltverbrechen keine wesentliche Wirksamkeit nachzuweisen. Dem wiedersprechen neuere Erfahrungen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). In Folge des massiven Ausbaus der Videoüberwachung konnten die Kosten für Vandalismusschäden von fast 10 Millionen Euro in 2008 auf 4,2 Millionen Euro in 2015 gesenkt werden. Auch deswegen haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, bis Ende 2017 weitere 48 Millionen Euro in den Ausbau der Sicherheitstechnik, vor allem in neuere Kameras in Zügen und auf Bahnhöfen zu investieren. Von wissenschaftlicher Seite wird ein unmittelbarer Zusammenhang von Überwachungskameras und Rückgang der Kriminalität in den öffentlichen Verkehrsmitteln zwar bezweifelt. Aber die BVG setzt auf einen langfristigen Effekt: Es soll sich in den Köpfen potenzieller Straftäter festsetzen, dass sie früher oder später entdeckt werden. Die Hoffnung ist, dass dadurch ein grundsätzlich anderes Verhalten erzeugt wird.

Prominente Fälle schrecken indirekt ab

Dank der veröffentlichten Überwachungsaufnahmen konnten Täter wie die Brandstifter gefasst werden. Vom konkreten Einzelfall abgesehen sorgt das mediale Aufsehen aber auch dafür, dass Täter verstehen. Im öffentlichen Raum verübte Straftaten lohnen sich nicht. Je stärker sich diese Erkenntnis durchsetzt, desto besser werden die IP Überwachungskameras nicht nur bei der Aufklärung, sondern auch bei der Vorbeugung von Straftaten wirken.